Céüse – Weltsportklettergebiet!
Hallo an Euch alle! Wie geschrieben, hatte ich mich ja wieder mal in Frankreich rumgedrückt! Von Annecy habe ich euch berichtet. Wie’s weiter ging gibt’s jetzt zu lesen:
Nachdem ich mich also ganze sechs Tage lang in Annecy geschohnt hatte, um meinem Rücken eine Erholungspause zu genehmigen, überkam mich dann wieder das alte Kribbeln in den Fingern…ich musste raus und Fels unter die Haut bekommen. Mit Alex, Marko und Jens war ich in Céüse verabredet! Los ging’s! Noch schnell 6 Kartons Prospekte in Grenoble bei Claude hinterlassen und weiter nach Gap! Von hier sind’s noch 20km zu einem Weltsportklettergebiet erster Güte! Céüse !
Der schätzungsweise zweieinhalb Kilometer lange Felsriegel von Céüse lockt Kletterer aus der ganzen Welt, mit feinstem Kalkgestein in seine athletischen, ausdauernden, löchrigen und technisch anspruchsvollen Touren! Hier gibt es eigentlich alles, was das Klettererherz höher schlagen lässt und einem geniale Klettererlebnisse verschafft!
Doch alles muss man sich hart erarbeiten. Zu Beginn meines Aufenthaltes in Céüse hatte ich noch nicht wieder den Blick für die Felsstrukturen, wodurch ich mich, was die Fuß- bzw. Tritttechnik angeht, nicht sonderlich sicher fühlte. Die Ausdauer für die langen, technisch und athletisch anspruchsvollen Touren hatte ich ebenfalls nicht wirklich. In Franken zieht man halt immer nur die kurzen Athletiktouren…auf Wandklettereien bereitet dies nicht unbedingt optimal vor.
Außerdem stand an jedem Klettertag der mindestens einstündige Aufstieg vom Campingplatz zum Felsriegel hoch an! Kostet ordentlich Körnchen und heizt einem in der Hitze der Mittagssonne gut ein, denn früher hoch zu gehen lohnt sich nur für einen einzigen der vielen Sektoren. Der Klettertag ging also erst gegen 15Uhr los! Vorher ist’s einfach zu warm und man schwitzt sich einen ab bzw. man schmiert in den Touren rum. Nebenbei gibt’s noch nen Sonnenstich wenn man nicht aufpasst.
Mit den Tagen gewöhnte ich mich dann aber an den doch speziellen Tages- und Kletterrhythmus. Frühs lange ausschlafen, bis 10 oder sogar 11Uhr. Dann ein ausgedehntes Frühstück mit heißem Espresso und frischem Baguette!
Nun ne Runde slacken, zusammen mit den Niederländern. Ihre Line hatten wir gut im Griff und so kamen wir an einem Tag ins Gespräch über meine lange Line und spannten sie kurzerhand quer über den Campingplatz. Ca. 30 Meter konnten wir spannen und nach ein paar Versuchen auch begehen. Lustige Session. Ein Brite, welcher sich versuchte, konnte sich grad so drauf halten…aber er hat’s wenigstens versucht!
Gegen halb Zwei ging’s dann meist rauf. So kommt man dann in der Zeit zwischen 14.30Uhr bis abends um 20Uhr zum Klettern. Da stimmten, zumindest zum Zeitpunkt unseres Aufenthalts, die Bedingungen und man konnte sich austoben!
Nach getaner Arbeit dann eine dreiviertel Stunde Abstieg, fix geduscht, und ans Kochen gemacht. Wenn, wie es bei uns eigentlich üblich ist, jeder mit anfasst, kann man also um 22Uhr rum seine Energiespeicher bei Pasta, Reis oder Kartoffelbrei wieder auffüllen. Dazu gab’s frisches Gemüse in allen Kombinationen. Tomaten bildeten meist die Grundlage der Beilagen. Dazu Champignons, Karotten, Zucchini oder Paprika, sowie Zwiebeln und Knobi. Diverse Frischkäse und lecker Griechischer Feta gaben dem ganzen eine Extranote!
Also meine Lieben, ich muss sagen, es hat mir ausgezeichnet geschmeckt in unserem Urlaub! War immer schön mit euch zu Kochen und zu Speisen!
Um Mitternacht war der Tag dann meist zu Ende und die Daune rief ins Zelt!
Klettertechnisch konnte ich mich also an den Fels und die Anforderungen der Touren gewöhnen und so fielen mir ein paar Routen bis in den oberen siebten UIAA-Grad, onsight, zum Opfer. 6b sollte man schon klettern, wenn man vor hat, in Céüse einen Urlaub zu verbringen. Nach oben gibts keine Grenzen. Mit Realization 9a+ gibt’s eine der weltweit schwersten Touren zu bestaunen. Wahnsinn! Selbst als hoffnungslos vom Klettervirus Befallener kann ich mir die Anforderungen dieser Tour kaum vorstellen…extraterrestre! (außerirdisch)
Nach Vorarbeit konnte ich auch ein paar Touren im achten und oberen achten UIAA-Grad ziehen. Rausgesucht habe ich mir dabei, wie fast immer, die schönen Linien. Meist liefen diese entlang grauer Wasserstreifen. Klettern an Dullen, Schalen und Löchern. Senkrecht bis leicht überhängend. Der Stil der einem hier abverlangt wird kommt mir nicht wirklich entgegen und so bin ich mit der Urlaubsausbeute zufrieden. Auch schwerere Touren hab ich mal angefasst, doch diese lagen dann meist über meinem Niveau. Einzelne Passagen gingen, andere wiederum waren weit weg…
Ein Highlight des Urlaubs war sicher auch die Begehung einer 4-Seillängen Sportklettertour. Ich ließ mich von Jens überreden mit ihm einzusteigen, obwohl ich ob der vor uns stehenden Schwierigkeiten, zumindest etwas, angespannt war. Die erste SL 6a+ (7-) ging viel zu schnell vorbei. Eine schöne Rissverschneidung führte mich zum ersten Stand. Hier übernahm Jens die Führung und ihm fiel die zweite Länge, 6b+ (7+) zum Opfer. Gar nicht so leicht diese Länge!
Nachdem ich mich als Seilzweiter zum nächsten Stand und somit Jens durchgeschlagen hatte, lag vor uns die dritte SL. Eigentlich wäre es nun an mir gewesen die Führung wieder zu übernehmen, doch die aalglatte Wand schreckte mich ab und ich überließ Jens den Vorstieg. Mit 6c+ (8-), war die Länge allerdings treffend bewertet und entpuppte sich als eine tolle Kletterei an durchweg guten Zwei- und Dreifingerlöchern. Im Nachstieg konnte ich bis auf eine Stelle alles gleich klettern und ärgerte mich ein wenig darüber, dass ich rumgeschissert hatte. Ich denke die Länge hätte ich auch klettern können. Nu ja…so im Nachhinein ist man ja immer schlauer…aber dort in der Ausgesetztheit…
Wer nun denkt, dass die 3.SL die schwerste war, irrt. Jens wollte es ja nicht anders und so wartete die Schlusslänge mit Schwierigkeiten bis 7a (8) auf ihn, bzw. uns. Er kämpfte Tapfer und die Schlüsselpassage ganz oben meisterte er dann auch irgendwie. Ich selbst kam über weite Strecken ganz gut klar, aber ein, zwei Passagen waren dann doch etwas zu speziell, zumindest für einen Nachstieg in einem Ritt.
Um so größer war dann allerdings die Freude es doch irgendwie zum letzten Stand geschafft zu haben! Es war ein toller Weg der nun in ca. 90m Höhe mit einem Traumausblick gen Süden aufwartete!
Dank einer gut eingebohrten Abseilpiste waren wir nach drei Mal Abseilen auch wieder am Wandfuß und der Klettertag konnte weitergehen…
Fazit:
Céüse ist ein tolles Klettergebiet. Vor allem der internationale Flair hat mir gut gefallen. Überall auf dem Camping quatscht’s abends anders! Die Kletterei ist herrlich, wenn man dafür den täglichen Auf- und Abstieg in Kauf nimmt. Wanderstöcke können hier hilfreich sein! Zu finden ist von harten Einseillängentouren bis zu Mehrseillängentouren alles was man sich so wünscht.
Was das Niveau angeht so ist schon eine deutliche Orientierung hin zu guten Leistungen feststellbar. Die meisten Kletterer welche Céüse auf ihrem Sommerprogramm stehen haben sind monsterstark. Denn genau für diese Zielgruppe ist Céüse ein tolles Gebiet. Wer im oberen sechsten und im siebten Franzosengrad klettert der wird hier viel Spass haben! Nach oben gibt’s wie gesagt keine Grenzen, wenn man nicht grad Sharma heißt! Unter 6b gibt es allerdings nicht viel zu holen…
Der Campingplatz ist gut und preislich angemessen. Einkaufsmöglichkeiten findet man in ausreichender Menge in Gap.
Persönlich will ich auf jeden Fall noch einmal nach Céüse…vielleicht nächsten Sommer!? Wer kommt mit?
Tags: céüse, frankreich, sportklettern, story
06. Oktober 2008 um 10:31
ich freilich
06. Oktober 2008 um 12:16
cool, dann ist die kaffeeversorgung ja schon mal sichergestellt!