Was ich immer vermeiden wollte…
…ist, dass mein Blog tot ist und einfach verrottet. Momentan ist das aber der Fall. Deswegen hier ein spontan-blog und ich gelobe Besserung .
Was so gelaufen ist in letzter Zeit? Puh…so einiges, sogar noch im letzten Jahr! An verschiedene Held(t)entaten errinere ich mich:
Die erste, die mir viel bedeutet, ist eine Begehung von Chasin’ (Chasin’ the trane (9)) gewesen. Die Tour hatte ich in den WoGü-Videos immer gesehen und eigentlich hatte ich nicht gedacht, dass ich diesen Frankenmegaklassiker mal klettern kann. Um so größer war die Freude darüber, dass sie mir letzes Jahr ziemlich schnell gelang.
Außerdem hatte ich letztes Jahre auch wieder das “Gebirge” neu entdeckt. Bei Olli in Dresden ist’s immer so schön (ein dickes Danke mal an dieser Stelle!), dass man eigentlich nicht lange überlegen muss ob man mal wieder gen Osten düst, um die Elbsandsteintürme zu besteigen. Neben einigen anderen schönen Touren habe ich mich dort über die Begehung der Südwestwand RP VIIIb am Lolaturm gefreut, weil ich als Kletterneuling mal drunter stand und Versuche eines Sachsen bestaunt hatte. Auf Anraten von Olli, der die Tour auch schon gemacht hatte, versuchte ich mein Glück und konnte ziemlich genau sieben Jahre nach meinem ungläubigen Staunen selbst im schönsten aller Stile bis zum Gipfel klettern.
Im November letzten Jahres stand mal wieder ein Ausflug ins gute alte Orpierre an. Haha! Mit der Liebsten unendlich viele Mehrseillängen gespult. Aua die Füße! Aber sauschön war’s!
Somit wären wir in diesem Jahr angelangt…
Nach anfänglichem Kränkeln war ich im Januar ein, zwei, drei Tage im Eis an der “Alten Tambacher” gewesen. Leider nicht öfter, denn dann war DER JAHRTAUSENDWINTER ja auch schon wieder wech. Das ich nicht lache. Viele waren ja froh, dass der ganze “weiße Schei…” wieder weg war, ich war traurig, dass es doch so schnell zu Ende war. Aber immerhin hatten wir ja doch noch die Gelegenheit bei ordentlicher Kälte dem in den Januar verlegten Mitternachts-Adventsbouldern im Hülloch beizuwohnen und uns auch mal das “Gebirge”, wandernder Weise, im Winter und mit Schnee anzuschauen… und uns in einer Bofennacht bei minus 15°C den Arsc.. abzufrieren. . Was für ein Spaß!
Nuja. Nach Hallenklettern bla bla bla, gab’s dann endlich mal Abwechslung Ende Februar. Da stand endlich wieder Chamonix und ein Besuch bei den Französischen Freunden an! Ah oui!
Die Bedingungen waren nicht gerade Top und eine Woche ist zu schnell rum im Hochgebirge, aber dennoch gelangen uns ein paar schöne Tagesausflüge. So haben wir beispielsweise ein paar Meter Eis geklettert. Hier ein Bild von La Colonne, einer Zweiseillängen-Tour die sich gerade noch in akzeptabler Verfassung befand (es wurde schon zu warm im Tal).
Außerdem hatten wir das Glück eine tolle, einfache Eistour im Tal von Les Contamines bzw. dem Montjoie-Tal zu entdecken. Zugegebenermaßen ist der Großteil der Route eher Gehgelände, aber ein paar nette Aufschwünge gibt es dennoch. Die 350hm der Tour müssen ja auch irgendwie zustandekommen . Ach ja, Ruesseling de la Rosière heißt der Spaß! So gut, dass wir ihn, mangels Alternative, noch ein zweites Mal, in vertauschten Rollen (Vorstieg/Nachstieg), genossen. (Geheim-Tip an alle die sich mal was längeres, leichtes zu Gemüte führen wollen. Sehr lehrreich besonders was das Gehen mit Steigeisen angeht. Unterschätzen sollte man die Sache dennoch nicht, eine WI 3+/4- ist’s ja doch, je nachdem wie man seine Linie wählt, auch der Abstieg ist etwas lang und schwierig zu finden)
Nach einem mißglückten Versuch die Petit Viking an der Pointe du Domino im Argentière-Becken zu machen (Schlechtwetter bzw. zu viel Schnee zwangen uns am Bergschrund umzudrehen) war das Highlight des Trips sicherlich die Begehung eines Eintages-Megaklassikers an der Aiguille du Midi. Am Cosmiques-Grat konnten wir uns einen Eindruck verschaffen was es heißt, unter winterlichen Bedingungen auf luftigem Fels- und Schneegrat unterwegs zu sein. Ich denke die Bilder sprechen für sich.
Mit diesen Eindrücken im Kopf verließen wir dann wieder das wilde Mt. Blanc Massiv und waren uns sicher: “Wir kommen wieder!”. So war’s dann auch. Schon vier Wochen später begann der Frühjahrsurlaub von zwei Wochen und wir waren wieder auf’m Weg nach “Fronkraisch”. Alles toll. Nur das Wetter machte einen Strich durch die Rechnung. In “Cham” (sprich “Schamm”) angekommen versprach der Wetterbericht nichts Gutes und so wurde der Alternativplan aktiviert. 10 Tage Sportklettern weiter im Süden. Wie schade . Da nur der Orpierre-Führer im Handgepäck lag ging’s erneut dort hin. Diesmal aber zum Onsightklettern. Eigentlich verrückt, dass ich das dort bei meinem immerhin nun schon siebten Besuch noch konnte, aber ja, ich bin fündig geworden und konnte einige, sehr schöne, lange, größtenteils sonnige Seillängen “unter mich bringen”. (Nun ist aber wirklich nicht mehr viel übrig was ich dort noch nicht angefasst habe )
Zurück in Chamonix blieben dann nur noch fünf Tage für’s Gebirge übrig. Entsprechend hart unsere Eingehtour. Per Ski ging’s auf den Col du Tour Noir (rund 3500m). Eine klassische Skitour mit Start in Argentière, Gondelfahrt auf Les Grands Montets 3200m, 700hm Abfahrt auf den Argentière Gletscher, 1000hm Aufstieg zum Sattel und schließlich 2200hm Abfahrt! Schade nur, dass der Schnee am Nachmittag frühjahrsartige Zustände annahm, sprich schwer und matschig wurde.
Am nächsten Tag ging’s dann Richtung Petite Aiguille Verte, um auch per pedes ein wenig Sicherheit wiederzugewinnen. Schöne Eingehtour, mit atemberaubendem Blick auf die Drus, Aiguille Verte und Nant Blanc. Die Kletterei auf dem Grat ist außerdem schön “luftig”. Leider war bei uns etwas zu viel Schnee am Grat, was die Begehung für meinen Geschmack etwas zu unsicher machte. Die hohen Temperaturen verwandelten das Ganze zu einer unangenehmen Mischung aus eisig hartem Schnee (Schattenseite) und Sulz (Sonnenseite). Entsprechend unangenehm ließ sich das auch klettern und so drehten wir kurz nach dem Vorgipfel wieder um.
Die nächsten drei Tage drehte sich alles nur um die Schneebedingungen. Wir waren zur Couvercle-Hütte aufgestiegen, ein Abenteuer von 6 Stunden durch sulzigen Schnee auf dem Mer de Glace bzw. dem Leschaux-Gletscher, dem Erklimmen von rund 100hm im Fels verankerter Leitern und der finalen Hatsch durch knietiefen Altschnee (trotz Schneeschuhen). Unter Normalbedingungen benötigt man 3h.
Entsprechend spät und müde waren wir auf der Hütte angekommen, hielten aber an unserem Ziel, am nächsten Tag die Aiguille Verte über das Whymper Couloir zu versuchen, fest. Bei einem Versuch blieb es dann aber auch. Nach rekordverdächtig schnellem Aufstieg zum Bergschrund (1000hm/um 2Uhr los um 4Uhr schon dort) waren die Schneeverhältnisse im Couloir selbst doch zu bescheiden. Dies merkten wir schon bei den ersten Schritten ohne Schneeschuhe. Durch die Wärme, die den gewöhnlichen Temperaturen eines Juni oder Juli entsprachen, war die doch noch starke Schneeschicht tagsüber so weich geworden, dass sie selbst nachts und auf über 3500m nicht mehr durchfrieren konnte. Ergebnis: knietiefes Einsinken sobald man versuchte mit Steigeisen loszugehen. Eine Seillänge haben wir uns das angetan, dann aber entschlossen umzudrehen. Einem Abstieg unter noch schlimmeren Verhältnissen am Mittag wollte ich auf jeden Fall aus dem Wege gehen. Es folgte ein fauler Tag mit Sonne und Schlafen auf der Couvercle-Hütte.
In der darauffolgenden Nacht versuchten wir unser Glück noch einmal am SW-Couloir der Courtes, aber konnten keine besseren Bedingungen vorfinden. Auch hier drehten wir am Bergschrund um. Somit war zwar nur die “Triologie der Bergschründe” “geschafft” (Petit Viking, Verte und Courtes), aber wir haben wieder viel Erfahrung dazugewonnen, um bei erneuten Versuchen vielleicht erfolgreicher zu sein. Die Berge bleiben uns noch ein Weilchen erhalten . Außerdem können solche Bilder nur aus näherer Entfernung entstehen .
Die Klettersaison spielte sich dann seit Beginn März bis jetzt mit wenigen Ausnahmen jedes Wochenende in Franken ab. Mein Fokus stand dieses Jahr auf der Begehung von Klassikern und Sternchenwegen, hauptsächlich im 8ten Grad. Einige Touren gelangen mir onsight, andere musste ich auf Grund ihrer “klassischen Härte” ganz schön oft versuchen . Super waren die Touren alle! Ich hab ohne Ende Spaß gehabt und immer wieder viel gelernt. Hier die “Highlights” meiner Liste:
Onsight: Brothers in Arms 8, Isolation 8-, Treibhauseffekt 8-, Global 2000 8-, Solid Rock 8-, Stressechokardiogramm 8-, Ejakulation 8-, Voice of Miles Davis 8-, Magnum Opus 7+ (sauhart), Welzenbach Gedenkweg 7 (kleiner Stübiger Turm, probiert die mal!), Kurzes Rennen 8-, Löwenherz 8-, Kesselbürste 8-, Schöne Aussicht 8-, Schöner Leben 8-, Hermine Müller Ged.-Weg 7+, Rendez-vous mit dem Leben 7+/8-, Glatte Wand 8-, Seniorentreff 8-, Cool bleim Chef 8-, Ruckzuck 8-, Bis zum Bitteren Ende 8/8+
Flash: Hotline 8+/9-, Panische Zeiten 7+, Schwebebahn 8, Die Dunkle Seite 8-, Bilbo Baggins 8-, Cool Runnings 8-, Manche Mögens Heiß 8-, Märchenprinz 7+ (Treunitzer Klettergarten, ganz schön hart!), Symphonie 8, Nightwish 8-, Agent Orange 8-, ? 8-/8 (Heinrichsgrotte li. Wandteil), Rolfs Filmriss 8- , Nur Fliegen ist Schöner 8+, Die alte Sau 8-, Zum Waldcafé 8-, Drachentöter 9-
Rotpunkt: Offenbarung 8-, Vollendung 8+, Hessisch Roulette 8, Portal 9- (ausgebouldert und dann gemacht), Ikebana 8, Station 53 8, Eraserhead 8+/9-, Direkte Westwand 8 (Richard Wagner Fels), Heinz Schenk 8 (alter Sack), Condor 8, Non Stop 8/8+, New Dimensions 8+/9- (WoGü-Klassiker), Bella Addizione 8+, Just Married 8+, Behalts für dich Ulle 8- (alter Sack) , Abschneider 8+, Goldene Dach 8, Burger King 8/8+, Like Ice in the Sunshine 8+/9- (eher nicht ganz so schwer), Bella 8, Aero Dynamo 8+, Neutour 8+/9- (Burg Rabenstein re. Wandteil), Grufty 7+ (schwerster 7er den ich kenne), Abgespaced 8, Liebe auf den zweiten Blick 8, Go Go 8+, Bondage 8+, Starlight Express 9 und Nimué 9
In Thüringen gelangen mir jeweils Rotpunkt: Bratwurstäquator 7+/8- und Hydrogeologische Spätfolgen 9, mehr war ich in der Heimat leider nicht Klettern dieses Jahr…
In Löbejün zum Sommersonnenwendfest:
Rotpunkt: Herbsterwachen IXc (8+)
Flash: Leistenzauber (VIIIb) , ansonsten nur in der Sonne gelegen und leichteres Zeug geklettert
Nuja. Ein Wochenende waren wir mal in den Berchtesgadener Alpen und haben zwei sehr schöne lange Touren an der Hohen Gerst über dem Hintersee gemacht. Zum einen die Strada del Sole (eine Stelle 7, sonst zwischen 3+ und 6+, 6+ obligatorisch, 12 Seillängen, Sicherung gut mit Bohrhaken, 2h Zustieg, 6h Klettern, 1,5h Abseilen, 1,5h Abstieg) und nach einem touristisch verbrachten Regentag die Via CJD (2 Stellen 7-, Rest zwischen 4 und 6+, 6+ obl., 11SL, Sicherung gut mit Bohrhaken, 2h Zustieg, 5h Klettern, 1,5h Abseilen, 1,5h Abstieg).
Jo…verrückt. Es ist also doch einiges geschehen in letzter Zeit. Und nun auch wieder hier auf dem lieben Blog. Mal sehen wie es weitergeht! Schaut mal rein und zieht vor allem ordentlich was weg an den Felsen!
Bis denn!
Tags: alpines klettern, chamonix, eis, franken, klettern, skitour, sportklettern, sächsische schweiz
03. November 2011 um 09:02
Schön zu lesen und mit in die Orte zu reisen …
07. November 2011 um 11:45
Jaaa er lebt noch, er lebt no… . Schön das Du wieder postest!
Die Bilder & Geschichten sind super und wenn ich CJD lese, werden gleich wieder die Erinnerungen an die gute alte Zeit im BGL wach .
08. November 2011 um 08:45
Sei froh dass du so viele schöne Sachen machen kannst. Da kann der Blog ruhig mal warten. Schöne Chamonixbilder vorallem Cosmique mit dem angewehten Schnee. Und die Schlüsselstelle mit Steigeisen und Skischuhen war bestimmt spannend.
17. Februar 2012 um 22:16
Cooles Jahr Kleiner held!